Heiligkeit als Wert - kann man das Leben?

Inspiration und Hintergrund

Heiligkeit ist einer meiner Werte. ONE OF BIG FIVE. In den Rauhnächten so zwiscehn Werihnachten und Neujahr, kann man auch über diese Werte einmal wieder nachdenken. Meine Gedanken möchte ich dazu mit Euch teilen. Diese Gedanken hier sind inspiriert von Eric Varden, einem tiefgründigen Denker unserer Zeit. Sie sind auch für Atheisten und Agnostiker gut lesbar, wenn sie einfach einen offenen Geist und das Herz auf dem rechten Fleck haben.

Eric Varden OSCO, geboren 1974 in Norwegen, war Abt des Klosters Mount Saint Bernard und ist seit 2019 Bischof von Trondheim. Seine Schriften laden dazu ein, über die universellen Fragen des Lebens nachzudenken – unabhängig davon, ob wir sie aus einer christlichen Perspektive oder einer agnostischen Haltung betrachten.

Liebe Ingenieure und Freunde,

wir alle stehen vor grundlegenden Fragen: Was macht unser Leben wirklich aus? Was bleibt, wenn alles Äußere wegfällt? Diese Fragen betreffen jeden von uns – unabhängig davon, ob wir gläubig sind, unsicher oder uns als agnostisch betrachten.

In der christlichen Tradition wird oft von Heiligkeit gesprochen. Das Wort „Heiligkeit“ mag uns zunächst fremd erscheinen. Viele denken dabei an unerreichbare Ideale, an Perfektion, die wir nie erreichen können. Doch was, wenn Heiligkeit etwas ganz anderes ist? Was, wenn es nicht um Perfektion geht, sondern darum, das Beste aus uns selbst zu machen?

Heiligkeit beginnt nicht mit großen Taten. Sie beginnt im Herzen, mit der Sehnsucht, ein sinnvolles Leben zu führen. Wir könnten es auch anders nennen: Heiligkeit ist die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche auszurichten. Sie fordert uns heraus, nicht an der Oberfläche des Lebens zu verharren, sondern in die Tiefe zu gehen.

In der christlichen Überzeugung ist Heiligkeit ein Ruf Gottes. Für einen Ingenieur – gläubig oder nicht – könnte man sagen: Es ist die Einladung, die besten Werkzeuge unserer Persönlichkeit zu nutzen, um etwas zu schaffen, das Bestand hat. Heiligkeit bedeutet nicht, perfekt zu sein, sondern Verantwortung zu übernehmen.

Eric Varden hat einmal gesagt, dass Heiligkeit immer in der Gemeinschaft entsteht. Diese Gemeinschaft kann spirituell sein, wie die Gemeinschaft der Gläubigen. Sie kann aber auch in der Zusammenarbeit von Kolleginnen und Kollegen bestehen, in der Verbundenheit mit der Welt, die wir mit unserer Arbeit gestalten.

Die Gemeinschaft ist ein zentraler Gedanke – sowohl für Gläubige als auch für Agnostiker. Niemand lebt für sich allein. Unsere Arbeit, unser Leben, unsere Entscheidungen hinterlassen Spuren in anderen Menschen. Diese Spuren können Leben bereichern, inspirieren und stärken.

Auch der Tod, der uns alle betrifft, kann in diesem Zusammenhang neu betrachtet werden. Die christliche Perspektive sieht im Tod keinen endgültigen Verlust, sondern einen Übergang. Für Agnostiker kann der Tod ein Moment der Klärung sein. Er zeigt uns, was im Leben wirklich zählt.

In der Bibel heißt es: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Und ich werde bleiben im Hause des Herrn für immer“ (Psalm 23,1.6). Diese Worte geben Christen Trost. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil eines größeren Plans sind. Doch selbst für jemanden, der nicht an Gott glaubt, bleibt die Idee bestehen, dass unser Leben Teil eines größeren Ganzen ist – sei es die Familie, die Gemeinschaft oder die Welt, die wir gestalten.

Unsere Arbeit als Ingenieure ist ein Beispiel dafür, wie wir uns mit etwas Größerem verbinden können. Kein Bauwerk, keine Innovation entsteht im Alleingang. Alles, was wir schaffen, ist Teil eines Netzes von Beziehungen, von Ideen, von geteilten Visionen.

Was bedeutet Heiligkeit in diesem Zusammenhang? Sie bedeutet, mit unserem Leben einen Beitrag zu leisten, der die Welt ein Stück besser macht. Sie bedeutet, in kleinen Schritten Verantwortung zu übernehmen – für die Menschen um uns herum, für die Arbeit, die wir leisten, und für die Welt, die wir hinterlassen.

Der christliche Gedanke der Heiligkeit ist kein elitärer Anspruch. Er ist eine Einladung an alle, die besten Seiten ihrer Menschlichkeit zu entfalten. Für Agnostiker könnte man sagen: Heiligkeit ist der Mut, ein sinnvolles Leben zu führen.

Am Ende stellt sich für uns alle die gleiche Frage: Was hinterlassen wir? Was sind die Spuren, die bleiben, wenn wir nicht mehr da sind? Die christliche Antwort ist Hoffnung: Wir hinterlassen Liebe, Gemeinschaft und die Gewissheit, dass unser Leben einen Sinn hat. Die agnostische Antwort ist ähnlich: Wir hinterlassen die Ergebnisse unserer Arbeit, die Stärke unserer Beziehungen und den Einfluss, den wir auf andere Menschen hatten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lasst uns diese Überlegungen ernst nehmen. Lasst uns unsere Arbeit mit Klarheit, Mut und Herz gestalten. Denn unabhängig von unserem Glauben teilen wir eine gemeinsame Verantwortung: die Welt mit unserem Leben ein Stück besser zu machen.

Vielen Dank.

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